Organisiert in Promotionszentren kann direkt an Hochschulen für angewandte Wissenschaften promoviert werden. Nun wurde am 30. Juni an der Technischen Hochschule Augsburg das Promotionszentrum NITRO offiziell eröffnet. Damit sind zwei der bayernweit 18 Promotionszentren unter anderem an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) verortet. Am Promotionszentrum NITRO werden nachhaltige intelligente Technologien für eine ressourcenoptimierte Produktion erforscht und am Promotionszentrum DigiTech digitale Technologien und ihre Anwendungen. In beiden Promotionszentren ist die THD in einem Netzwerk mit der Technischen Hochschule Augsburg (THA) und der Hochschule Landshut vertreten. Die Federführung für NITRO liegt bei der THA. Das Promotionszentrum DigiTech wird federführend von der TH Deggendorf koordiniert. Neben der feierlichen Eröffnung konnten die am Promotionszentrum NITRO Promovierenden aller drei Hochschulen Einblicke in ihre Promotionsvorhaben geben.
Promotionszentren – Meilensteine für die Hochschulen und die Region
„Mit ihren Lehr- und Forschungseinrichtungen in insgesamt 17 Städten und Gemeinden, verteilt in ganz Ostbayern, bietet die THD ideale Bedingungen für Nachwuchsforschende. Neben der Bestätigung unseres wissenschaftlichen Engagements und der Qualität unserer Forschung ermöglichen die beiden Promotionszentren eine durchgängige wissenschaftliche Karriere an der THD, vom Bachelor bis zum Doktortitel. Das eröffnet talentierten jungen Menschen in Niederbayern, der Oberpfalz und Mittelfranken nicht nur interessante berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, sondern stärkt auch die wissenschaftliche Exzellenz hier in der Region“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Dorner, Vizepräsident Forschung und Transfer der THD.
Seit Februar 2023 konnten die Hochschulen auf Grundlage des neuen Bayerischen Hochschulinnovationsgesetzes das fachlich begrenzte Promotionsrecht für besonders forschungsstarke Bereiche beim Wissenschaftsministerium beantragen. Die eingegangenen Anträge wurden in einem wissenschaftsgeleiteten Verfahren von einer Gutachterkommission bestehend aus fünf externen, unabhängigen und renommierten Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, außeruniversitärer Forschung und Wirtschaft begutachtet. Die THD war zusammen mit der Technischen Hochschule Augsburg und der Hochschule Landshut mit den beiden gemeinsamen Anträgen zu DigiTech und NITRO erfolgreich. Das Promotionszentrum DigiTech wurde im Oktober 2023 und NITRO im Juli 2024 vom Bayerischen Wissenschaftsministerium bekannt gegeben.
„Das eigenständige Promotionsrecht für besonders forschungsstarke Bereiche an unseren Hochschulen für angewandte Wissenschaften und Technischen Hochschulen in Bayern war ein wissenschaftspolitischer Paukenschlag. Im Verbund mit der Technischen Hochschule Deggendorf und der Hochschule Landshut hat die Technische Hochschule Augsburg diese Chance ergriffen. Die drei forschungsstarken und innovativen Hochschulen haben gemeinsam einen Doppelsieg errungen. In den beiden Promotionszentren finden künftige Promovierende beste Bedingungen vor“, ist Ministerialdirigent Dr. Tobias Haaf, Leiter der Hochschulabteilung im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, überzeugt.
Wissenschaftliche Expertise und Forschungsstärke in zentralen Zukunftsfeldern
59 Professorinnen und Professoren der Technischen Hochschule Augsburg, der Hochschule Landshut und der Technischen Hochschule Deggendorf sind aufgrund ihrer wissenschaftlichen Expertise und Forschungsstärke Teil der zwei gemeinsam betriebenen Promotionszentren DigiTech und NITRO. Aktuell betreuen sie eigenständig 68 Promovierende. „Die beiden Promotionszentren DigiTech und NITRO wirken sich auf die drei beteiligten Hochschulen äußerst positiv aus: Die Attraktivität für den wissenschaftlichen Nachwuchs steigt, denn für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eröffnen sich neue Möglichkeiten. Zugleich wird die Forschung an unseren Hochschulen noch sichtbarer“, sagt Prof. Dr. habil. Eva Lermer, Vizepräsidentin für Excellence in Research and Academia und wissenschaftliche Leiterin der THA Graduate School.
Gesellschaftliche und geopolitische Ereignisse sowie umwelttechnische Anforderungen machen es notwendig, sich mit dem eigenen Energieverbrauch kritisch auseinander zu setzen und Lösungen für einen verminderten Verbrauch zu finden.
Im vergangenen Jahr verbrauchte die Technische Hochschule Deggendorf (THD) kumulativ für Strom und Wärme 4,027 Gigawattstunden. Zum Vergleich: Ein regulärer Vier-Personen-Haushalt nutzt im Jahr je nach Verbrauch zwischen drei und fünf Megawattstunden. Das sind umgerechnet also etwa 800 vierköpfige Familien, ergo ein größeres Dorf. Das seit Ende 2023 bestehende Energieeffizienzgesetz setzt das Ziel, den Energieverbrauch von Bund, Ländern und öffentlichen Einrichtungen jährlich um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu senken.
Hierfür überlegten sich Professoren unterschiedlicher Fakultäten der THD, namentlich Prof. Dr. Florian Wahl, Prof. Dr.-Ing. Peter Fröhlich und Prof. Dr. Oliver Neumann, das didaktische Konzept der Energy Challenge 2025. In kleinen Teams aus verschiedenen Fachrichtungen sollten die Studierenden über das gesamte Semester hinweg neue Lösungsansätze entwickeln, um den hohen Energieverbrauch der Hochschule zu senken. Dieser Ansatz des „Challenge based learning“ wird bereits erfolgreich auch an anderen europäischen Hochschulen angewendet. Es ermöglicht den Studierenden sich möglichst eigenständig mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinanderzusetzen und sich in agilem Projektmanagement zu üben. Die Endergebnisse daraus wurden vergangenen Montag präsentiert.
Die vier Studierendengruppen überlegten sich umfangreiche Konzepte, die von automatisierten Raumklimatisierungsmaßnahmen, über smarte anwendungsorientierte Stromversorgung bis hin zu regelmäßigen Schulungen und gesundheitsfördernden Energiesparmaßnahmen via Web-App reichen. Dafür sammelten die Studierenden umfangreich Daten, werteten sie aus und programmierten nützliche (KI-)Tools. Bestenfalls könnten so Softwares entstehen, die mit Sensoren- und Kalenderintegration vollautomatisch das Raumklima an die Bedürfnisse des Personals anpassen. An der THD programmierte KI-Tools könnten anhand vorher eingespeister Daten, den Energieverbrauch effizienter prognostizieren. Gezielte Schulungen könnten den Faktor Mensch als Fehlerquelle so gut wie möglich minimieren. Zuletzt könnte eine Anwendung, die spielerisch zum Energiesparen animiert und gleichzeitig gesundheitsfördernde Tipps integriert, direkt mehrere Bereiche positiv beeinflussen.
Alle Gruppen setzten sich mit den fundamentalen Gründen für die ungewollte Energieverschwendung der Hochschule auseinander. Anhand dieser ersten Problemerkennung konnten sie Strategien entwickeln, die für die Hochschulfamilie vollumfänglich integrierbar und benutzerfreundlich sein sollen. Ziel war es, Energie zu sparen und durch bessere Planbarkeit in Zukunft mögliche Auflagen zu vermeiden, ohne den Komfort des Personals und der Studierenden negativ zu beeinflussen. Die Projekte haben erfolgreich bereits vorhandene Forschung der THD in ihre Ideen integriert, um potenziell geschäftsfähige Formate ins Leben zu rufen.
Bei einem Besuch der regionalen Mittelstands-Union am European Campus Rottal-Inn (ECRI) der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) hat Dekan Prof. Dr. Christian Steckenbauer klar gemacht, wie sehr der Bildungseinrichtung die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen am Herzen liegt. Auf Betreiben der Gäste referierten zwei Finanzexperten.
Bei seiner Präsentation bezeichnete Prof. Dr. Steckenbauer den ECRI „als Innovationsstandort für Tourismus, Gesundheit, Nachhaltigkeit und Bauen mit Praxisbezug zu regionalen Betrieben“. Der Dekan hob hervor, dass auf die Fach- wie auf die Sprachausbildung gleichermaßen Wert gelegt werde. „Mit diesem Konzept wollen wir die Andockfähgikeit an regionale Unternehmen verbessern“, so Prof. Dr. Steckenbauer. Schließlich genieße die Zusammenarbeit mit ansässigen Betrieben beim ECRI einen hohen Stellenwert.
Ganz in diesem Sinne erörterte Prof. Dr. Dominik Böhler aktuelle Kooperationen mit Unternehmen sowie Aktivitäten im Start-up-Bereich, etwa im Rahmen des örtlichen Gründerzentrums, dem GreG Rottal-Inn. Des Weiteren umriss er die Möglichkeit von Projektarbeiten in den Studiengängen „Industrial Engineering“ und „Energie Systems Engineering“ neben Bachelor- und Masterarbeiten sowie studentischen Praktika.
Auf Betreiben von Felix Hasenberger, MU-Kreisvorsitzender Rottal-Inn, drehte sich ein weiterer Teil der Veranstaltung um mögliche Investments. In diesem Rahmen informierte Fondsmanager Johannes Heimeldinger über den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien und börsennotierten Familienunternehmen. Julia Steiner, Leiterin Wertpapierzentrum Rottal-Inn, gab ihre Einschätzung zu aktuellen Anlagemöglichkeiten im Bereich ETF und Krypto ab.
Vertiefende Gespräche rund um Innovation und Investment ließen das gegenseitige Kennenlernen ausklingen. Einig waren sich alle, dass Mittelstand und Hochschule zum gegenseitigen Nutzen weiter Hand in Hand gehen werden.