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Passive Exoskelette

Die Zukunft der Pflege

Es ist ein normaler Nachmittag in der Station. Die Grundpflege wurde von der Frühschicht erledigt und die Patientinnen und Patienten sind versorgt. Das Team der Nachmittagsschicht ist aufgrund von Personalmangel dünn besetzt. Ein Alarm leuchtet im Pflegestützpunkt auf: In einem der Patientenzimmer braucht jemand Hilfe. Ein Patient mit eingeschränkter Mobilität, der aber sonst noch recht selbstständig ist, wollte allein auf die Toilette gehen. Er glitt nach einem plötzlichen Schwächeanfall zu Boden, ist unverletzt, kommt aber nicht mehr selbstständig hoch. Normalerweise meistert die Pflegefachperson eine solche Situation ohne weitere Unterstützung. Als sie dem Patienten dieses Mal aufhelfen will, spürt sie jedoch einen stechenden Schmerz im unteren Rückenbereich. Bei ständiger schwerer körperlicher Belastung sind plötzliche Rückenbeschwerden keine Seltenheit. Auch auf lange Sicht haben Pflegekräfte öfter mit Rückenproblemen oder Gelenkbeschwerden zu kämpfen als andere Berufsgruppen.


 

Die Exoskelette konnten in verschiedenen Alltagssituationen im Pflegeberuf getestet werden. (HUNIC)


 

Eine Idee für die Pflege von Morgen

Was sich Promovend Lukas Schmidbauer vom Campus Bad Kötzting überlegt hat, könnte eine innovative Lösung für die nachhaltige Unterstützung im Berufsalltag sein. Schon zu Studienzeiten interessierte sich der Gesundheitswissenschaftler für Mittel und Wege, wie man trotz körperlich belastendem Berufsalltag gesund bleiben kann. Im Rahmen seiner Doktorarbeit über das BayWISS-KollegGesundheit in einer Kooperation der Universität Augsburg und der THD, befasst sich Schmidbauer mit der Fragestellung, wie passive Exoskelette am effektivsten in der Pflege verwendet werden können. Dabei untersucht er die Wirkung passiver Exoskelette, die das Pflegepersonal bei täglichen Aufgaben unterstützen sollen. Mit diesen sollen auf Dauer gesundheitsschädigende Belastungsarbeiten, wie die Grundpflege und das Umlagern von betroffenen Patientinnen und Patienten verringert werden.

 

Einsatz im realen Pflegebetrieb

Um seine Idee in der Praxis umzusetzen und einen realistischen Use Case für das passive Exoskelett zu definieren, arbeitete der Forschungscampus Bad Kötzting eng mit Pflegeeinrichtungen aus der Region zusammen. Hierbei durften 38 Pflegekräfte aus zehn Einrichtungen und Diensten die passiven Exoskelette während ihrer üblichen täglichen Arbeit testen. Die Ergebnisse einer Befragung nach den Tests zeigte, dass das Exoskelett hauptsächlich für die Mobilität bzw. im Personentransfer bei der Grundpflege zum Einsatz gekommen ist. Beim Bücken und Heben konnte das Exoskelett ebenfalls gut unterstützen.

 


 

Auch Sanitäter und interessierte Bevölkerung konnten das passive Exoskelett einmal live testen. (THD)


 

Wie es in der Forschung weiter geht

Mit diesen Erkenntnissen im Hinterkopf, forscht Lukas Schmidbauer nun an der Frage, welche Faktoren die Einführung und Nutzung von Exoskeletten in der Pflege beeinflussen. Es reicht nicht nur zu wissen, wie passive Exoskelette im Berufsalltag genutzt werden können, oder welche Bauweise angenehmer an- und abzulegen ist und den Tragekomfort verbessert. Für die künftige Unterstützung im Pflegealltag ist es wichtig, die Bandbreite der Faktoren zu identifizieren, die die Implementierung und Nutzung von Exoskeletten in diesem Bereich beeinflussen. Schließlich soll es sich dabei nicht um ein teures Spielzeug handeln, sondern um ein gutes und gerne genutztes Arbeitsmittel. Die Übersicht trägt nicht nur zur Systematisierung und Einordnung des vorhandenen Wissens bei, sondern zeigt auch potenzielle Lücken in der aktuellen Forschung auf sozialer, politischer, organisatorischer und individueller Ebene auf. Es gilt diese Lücken zu schließen und zielführende weitere Forschung zu betreiben, damit Pflegende bald schon nachhaltig entlastet werden können.

 

 

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