11.7.2013 |
Klimaschutzkonzept für Landkreis steht–Aktionsplan: 50 Maßnahmen bis 2017–Von Energiemobil bis Passivhaus.
Die Zeit der Arbeit im stillen Kämmerlein ist vorbei. Das Klimaschutzkonzept für den Landkreis Passau ist erarbeitet, die Ziele sind grundsätzlich abgesteckt. Jetzt geht es darum, die gewonnenen Erkenntnisse unters Volk zu bringen und – was noch wichtiger ist − die Menschen zu einem Beitrag zu bewegen.
Das war die klare Botschaft bei einer Info-Veranstaltung am Donnerstagabend beim „Kirchenwirt“, die zum einen den Abschluss der Konzept-Erstellung und zum anderen den Auftakt für die Umsetzung markieren sollte. Das Interesse war groß, der Saal gut gefüllt – vor allem mit Vertretern der 37 beteiligten Kommunen, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Landrat Franz Meyer, der die Versammlung eröffnete, zeigte sich stolz auf die Initiative und stellte heraus, dass rund 125 Experten aus der Region beigetragen haben, dieses Klimaschutzkonzept zu entwerfen: „Wenn wir etwas machen, dann richtig. Und so haben wir heute bei den Landkreisen in Bayern auch im Bereich Klimaschutz eine Vorbildrolle.“ Er dankte den Mitwirkenden und forderte sie auf, weiterhin mit Engagement mitzuwirken.
Berater kommen zu den Bürgern
Dieses Engagement wird auch dringend nötig sein. Denn „jetzt geht die Arbeit richtig los“, erklärte Peter Ranzinger von der Stabsstelle Klimaschutz am Landratsamt, die bei diesem Projekt die Fäden zieht. In Stichpunkten zählte er auf, was sich die Akteure vorgenommen haben. War es bisher so, dass die Bürger zur Beratung ans Landratsamt gekommen sind, so werden die Berater künftig zu den Bürgern gehen–und zwar mit einem Energiemobil. Man werde Leitlinien zusammenstellen, die beim Bauen und Sanieren helfen, die Kommunen unterstützen bei der Bauleitplanung und bei Neuanschaffungen, ein Einkaufsportal einrichten zur Umrüstung auf LED-Leuchten und versuchen, die Vorurteile gegen Windkraftanlagen abzubauen. Im Gespräch ist auch, ein Passivhaus zu bauen, das den Bürgern als Anschauungsobjekt dient. Die Kommunen sollten Beauftragte an den Verwaltungen ernennen, die sich federführend um das Thema Energie kümmern und sich untereinander vernetzen. Jede Kommune sollte für sich einen „Mini-Aktionsplan“ aufstellen, der ein Projekt im Jahr vorsieht, das dann auch ganz konkret umgesetzt wird. Ganz wichtig, so Ranzinger, ist vor allem auch die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit.
Zuvor hatten die Zuhörer Zahlen, Fakten und Hintergründe zum Klimaschutzkonzept erhalten. Willi Steincke von der KlimaKom eG Kommunalberatung und Matthias Heinz von der GreenCity Energy AG, die in das Projekt eingebunden waren, skizzierten Vorgehensweise und Erkenntnisse. Man habe eine gute Ausgangslage vorgefunden, konstatierte Steincke. Die Region ist mittlerweile für das Thema sensibilisiert. Es gibt eine Stabsstelle. Und vor allem im Bereich der Erneuerbaren Energien sind schon viele Projekte umgesetzt worden. Bei den energetischen Sanierungen dagegen hätten sich bisher hauptsächlich die Kommunen engagiert. Künftig brauche es aber die Unterstützung möglichst aller – von Unternehmern, von sanierungswilligen Hausbesitzern und von konsumbewussten Bürgern. Wenn man das anvisierte Ziel erreichen wolle, müsse das Potenzial auf allen zur Verfügung stehenden Handlungsfeldern ausgeschöpft werden. Im Klimaschutzkonzept sei deshalb ein Aktionsplan mit 50 Maßnahmen definiert, die von 2013 bis
Sonne, Wind und Sanierungen
Matthias Heinz wartete mit Zahlen auf: Der Landkreis-Bürger verursache pro Jahr eine CO 2-Emission von 10,7 Tonnen – mehr als im Bundesdurchschnitt (9,8 Tonnen). In erster Linie sei dieser hohe Wert dem Verkehr geschuldet. Dieser habe hier auch den größten Anteil an den Emissionen, nämlich 47 Prozent, gefolgt von Wärmeverbrauch (39) und Stromverbrauch (14). Wenn man nun den CO2-Ausstoß um die Hälfte verringern wolle, würden die drei Handlungsfelder Sonne, Wind und Häusersanierungen die meisten Kapazitäten bieten. „Hier wäre eine Minderung um zwei Drittel zu schaffen“, sagte er. Dies aber nur, wenn man alle „Jetzt geht die Arbeit richtig los“ Klimaschutzkonzept für Landkreis steht–Aktionsplan: 50 Maßnahmen bis 2017–Von Energiemobil bis Passivhaus Bereiche angehe. Würde man z.B. die Windkraft außen vor lassen, müsste man in den beiden anderen Bereichen umso mehr erreichen. Und da stelle sich ja irgendwann die Frage, ob das realistisch ist. Dies müsse man immer berücksichtigen. Deshalb seien alle CO2-Minderungspotenziale wichtig. Vor allem den Bereich Häusersanierungen müsse man zügig vorantreiben. Im Rahmen des Konzepts ist auch ein Neun-Punkte-Plan aufgestellt worden. Die Inhalte präsentierten Vertreter des Technologiecampus Freyung an Stellwänden: unter anderem bestehendes Klimaschutzmanagement und Controlling-System ausbauen; Kommunen vernetzen; Einsparungs- und Effizienzpotenziale gezielt nutzen; energetische Sanierung, energieoptimiertes Bauen sowie entsprechende Bauleitplanung fördern. Dabei konnten die Veranstaltungsteilnehmer mehrere Vorschläge bewerten, mit welchen Mitteln die neun Punkte am besten zu schaffen sind. Gefragt warenauch Vorschläge für ein Maskottchen, das den Klimaschutz im Landkreis Passau symbolisieren soll. Ein bisschen Zeit, das richtige Motiv zu finden, bleibt noch: Im Oktober wird der Passauer Kreistag endgültig über den Aktionsplan 2013 bis 2017 entscheiden.
Quelle: PNP vom 06.07.2013
Autor: Karin Mertl