6.8.2015 |
Hochschule stellte aktuelle Forschungen vor - Für die ganze Familie gab es viel zu entdecken - Experimente im Selbstversuch begeisterten die Jüngeren
Eine virtuelle Reise zu den Sternen unternehmen, die Kunst des Glasblasens bestaunen und die Grundlagen der Bionik spielerisch erlernen - das und vieles mehr konnten Besucher am Technologiecampus (TC) in Teisnach vergangen Samstag erleben. Nach zweijähriger Pause hatte die Forschungseinrichtung am Tag der offenen Tür wieder die Öffentichkeit eingeladen, um an verschiedenen Ständen die neuest Technik zu präsentieren.
"Vorher war hier nur eine Industriebranche", erinnert sich Teisnachs Bürgermeisterin Rita Röhrl an die Zeit vor 2010. Heute profitiert ihre Gemeinde von der Ansiedlung des Campus, der als Außenstelle der Technischen Hochschule Deggendorf (THD) mittlerweile sein achtjähriges Bestehen feiert. Geforscht wird am TC Teisnach an der Messtechnik und der Fertigung von Präzisionsoptik in Form von Linsen, die für einen scharfen Durchblick sorgen. 24 Mitarbeiter sind momentan hier angestellt. In jedem Semester arbeiten zudem vier bis 5 Studenten im Rahmen ihres Studiums an der THD praktisch im Labor mit.
Wenn es um Begeisterung geht, setzt Christian Schopf, operativer Leiter am TC Teisnach schon bei den Kleinen an: "Kinder sind die Studenten von morgen und Mitarbeiter von übermorgen". Deshalb gab es beim Tag der offenen Tür auch viele Stationen, die Kinder spielerisch an die Wissenschaft heranführen sollen.
Andrea Stelzl und ihre Kollegen boten Experimente zum Thema Bionik im Selbstversuch an. Stelzl ist zuständig für die MINT-Förderung in der Region Niederbayern und stattet mit Projekten in den Gebieten der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik regelmäßig Schulbesuche in Klassen ab, um damit junge Menschen zu begeistern.
Die Versuche dienten der Veranschaulichung, wie sich Phänomene der Natur auf technische Produkte anwenden lassen. So konnte man Kletten in Vergrößerung betrachten, die wegen ihrer kleinen Widerhaken die Erfindung des Reißverschlusses inspiriert hatten. MIt einer Rußschicht auf einem Glasplättchen wurde der Lotuseffekt demonstriert, bei dem Wassertropfen keine Haftung mehr finden und abperlen. Und wer hätte gedacht, dass sich Wissenschaftler den Rückstoß beim Raketenstart bei Tintenfischen abschauen oder sich das Profil von Autoreifen an den Samtpfoten von Katzen orientiert?
Ein besonderer Hingucker war der Roboter "Luna". Er ist mit Sensoren und einer Kamera ausgestattet und versucht durch Mustern der Gesichtszüge das Alter seines Gegenüber zu bestimmen - was mal besser, mal weniger gut klappt. Auf Knopfdruck macht "Luna" zu Musik Entspannungsübungen, setzt sich hin und steht wiederauf und spielt zu groovigen Tönen Saxophon - ein wahres Multitalent, dessen Funktionen aber auch sinnvoll im Alltag eingesetzt werden.
So wird der Roboter als Avatar für kranke Schulkinder genutzt, die längere Zeit im Krankenhaus liegen und den Unterricht nciht mitverfolgen können. Mit "Luna" kann der Patient nun live beobachten, was in der Schule passiert. Sie sitzt für den Kranken im Klassenzimmer, filmt das Geschehen und notiert das Gesprochene vor Ort. Eine direkte Kommunikation mit der Klasse muss der Roboter aber noch lernen.
Kleine Kunstwerke aus Glas gab es bei Majid Salimi zu sehen. Der Werkmeister am TC Teisnach verarbeitete mit Laborgeräten optische Gläser. Bei 1400° Grad brachte er Duranglas zum Schmelzen, das gegenüber Chemikalien äußerst resistent ist und als herkömmliches Werkzeug in Laboren Verwendung findet. In Kombination mit farbigten Elementen schuf Salimi in zehn Minuten dekorative Tiermotive, die er an die Besucher verschenkte.
Linsen polieren hieß es am Stand von Horst Linthe. Auf einer sich drehenden Polierscheibe mit einem speziellen Belag, wurde Poliermittel aufgetragen. Dieses enthält feinste Körner, die dafür sorgen, dass die vormals matte Linse durch längeres Aufliegen auf der Scheibe blitzblank geschliffen wird - bis sie durchsichtig ist.
Mit dem Teleskop ins Weltall zu blicken war an diesem Tag nicht möglich, hing doch eine graue Wolkendecke am Himmel. Davon ließ sich Robert Geigenfeind, der an der Hochschule Deggendorf Physik unterrichtet und einen Astronomie-Kurs anbietet, jedoch nicht beeindrucken. Er simulierte stattdessen mit einem Planetariumsprogramm eindrucksvoll die unendlichen Weiten des Weltalls. Dabei war es ihm möglich, Atmosphäre und Horzont der Erde auszuschalten, um frei im Weltall zu schweben, Polarnacht und Mitternachtssonne an bestimmten Orten auf der Erde nachzustellen, Sternbilder anzuzeigen udn 30 Jahre in die Zukunft zu des Planeten Saturns zu reisen.
Infostände der THD-Außenstellen informierten über aktuelle Forschungsprojekte und Studienangebote; Industriepartner des TC Teisnach wie E-Wald, IMM, ZVK und IfasO waren ebenfalls vertreten. Führungen durch Labore und halbstündige Vorträge zu Forschungen in der Optikfertigung rundeteten das Angebot am Tag der offenen Tür ab.
Für die Bewirtung der Gäste sorgte der Förderverein des Technologiecampus. Die Einnahmen kommen der Hochschule zu Gute und werden unter anderem genutzt, um den Studierenden Benzigutscheine oder die Wohnungsmiete zu finanzieren.
Mit einem Fingerzeig in Richtung Campus-Diskussion in Viechtach wies Rita Röhrl ncoh auf den belebenden Effekt hin, den so eine Einrichtung für einen Standort haben könne.
Von Christoph Aschenbrenner
(Quelle: Bayerwald Bote, 10.10.2017)