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Mikro-Hochschulen im Bayerischen Wald

10.5.2011 |

Was für ein Glück, dass der Transrapid nicht gebaut wurde. Zumindest für Peter Sperber, den Vizepräsidenten der Fachhochschule Deggendorf.

Denn da waren 2008 plötzlich Millionen Euro frei, die man schnell sinnvoll einsetzen sollte - und Sperber wusste wie. Die Deggendorfer Fachhochschule schlug vor, im Bayerischen Wald kleine Technologiezentren zu errichten, die in einer Nische Spitzenforschung betreiben sollten - und das ganz nah dran an lokalen Unternehmen. Sperber bekam das Geld und stampfte innerhalb eines Jahres zum Beispiel das Technologiezentrum in Teisnach aus dem Boden, wo an speziellen optischen Lösungen gearbeitet wird. Innerhalb von drei Jahren sind rund um die Mikro-Außenstelle der Hochschule 300 hochwertige Arbeitsplätze entstanden. Fünf Millionen Euro hat die FH finanziert, neun Millionen haben die 3000 Einwohner-Gemeinde Teisnach und der Landkreis gestemmt.

Diesen Erfolg möchte Sperber nun wiederholen. Die Zeiten sind günstig. Der Zukunftsrat der Regierung hatte empfohlen, die Ränder Bayerns nicht mehr zu fördern, und damit krassen Unmut hervorgerufen. Dieser Unmut hatte bei Ministerpräsident Horst Seehofer Tatendrang ausgelöst: Er will die Förderung der Regionen sogar in die Verfassung schreiben. Und auch eine zusätzliche FH oder eine Technische Universität für die Donau-Wald-Region scheint nicht ausgeschlossen.

"Eine TU kostet bis zu einer Milliarde", sagt Sperber. "Der Ministerpräsident mag ein schlechtes Gewissen haben, aber ein sooo schlechtes?" Da hätte er was im Angebot. Etwas, was das schlechte Gewissen dämpft, aber den Steuerzahler schont: eine Technische Hochschule Donau-Wald, in Zusammenarbeit von FH Straubing, FH Deggendorf und dem technischen Zweig der Uni Passau. Das sei mit 50 Millionen Anschubfinanzierung zu machen. 35 Millionen müssten von den Kommunen kommen, wo die Mikro-Unis sitzen. In Regen könnte das Zentrum für Sensorik entstehen, in Viechtach die Metalltechnik, in Grafenau die Logistik, in Cham die Mechatronik. Noch dämpft die Uni Passu den Vorwärtsdrang der Deggendorfer, dort ist man mehr den Geisteswissenschaften verpflichtet.

Argrarminister Helmut Brunner, der nicht so viel mit Wissenschaft zu tun hat, aber viel mit dem Bayerischen Wald, unterstützt die Deggendorfer: "Der Miniterpräsident hat gesagt, wenn das Konzept stimmig ist, werden wir Geld geben." Der Bayerischer Wald könnte eine Vorreiterrolle übernehmen, junge Leute zu halten und den Unternehmen dort gleichzeitig Ingenieure zu liefern, sagt Brunner. Denn wie meinte Sperber: "In Hamburg kennen sie den Bayerwald nur als grün und schön. Und sie verstehen die Leute nicht." Wegen dieses Imageproblems käme kein Ingenieur. Bald soll der Wald als innovativ gelten, als wissenschaftlicher Hotsport. Verstehen aber werden die Hamburger die Leute im Wald auch dann noch nicht.

Süddeutsche Zeitung/ Annette Ramelsberger