6.8.2015 |
Beim Spatenstich für den Campus "Industrielle Sensorik": Forschung und Produktion sollen Hand in Hand gehen
Teisnach. Bis vor Kurzem hätte daran niemand geglaubt: Der Markt Teisnach wird Doppelstandort eines Technologie-Transferzentrums. Doch nun werden im wahrsten Sinn des Wortes dafür die Pflöcke eingeschlagen, denn im Gewerbegebiet an der Kaikenrieder Straße wird bereits am Campus "Industrielle Sensorik 4.0" gebaut. Nach dem im Jahr 2009 errichteten Campus für Optische Technologien ist dies bereits die zweite Forschungseinrichtung der Technischen Hochschule Deggendorf, die in der zukunftsorientierten Bayerwaldgemeinde angesiedelt wird.
Mit welcher Euphorie und Entschlossenheit alle Entscheidungsträger - Politik, Marktgemeinde und Technische Hochschule Deggendorf - hinter diesem ehrgeizigen Projekt stehen, wurde beim offiziellen Spatenstich am Freitag deutlich. Dabei wurden nicht nur das schnelle Handeln aller Beteiligten gelobt, sondern auch die idealen Entwicklungsmöglichkeiten für die heimische Industrie durch die Synergieeffekte von Forschung und Produktion.
Bürgermeister Daniel Graßl in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender des Bauherrn, der OZB Teisnach GmbH, hob hervor, dass von der Bewerbung um den Campus "Industrielle Sensorik 4.0" bis zum Baubeginn nur ein halbes Jahr vergangen ist. Nachdem der Campus in Viechtach gescheitert war, habe man am 12. Dezember letzten Jahres im Marktgemeinderat den Beschluss gefasst, sich um den zweiten Campus zu bewerben, erinnerte Graßl. Und dies in einer "politisch nicht einfachen Situation", denn Teisnach habe sich im Bürgermeisterwahlkampf befunden, nachdem die bisherige Bürgermeisterin Rita Röhrl am 1. Dezember das Amt des Landrats angetreten hatte.
Graßl, damals noch SPD-Fraktionssprecher im Marktgemeinderat, dankte besonders Rita Röhrl und dem damals geschäftsführenden Bürgermeister Gerhard Ebnet, dass diese "wichtige Entscheidung einstimmig zustande kam". Bereits am 2. Januar habe man dank der Unterstützung von MdL Helmut Brunner die Zusage für den Campus erhalten und seitdem werde mit Architekten, Planern und Baufirmen Hand in Hand gearbeitet.
Dies unterstrich Geschäftsführer Otto Loserth von der OZB Teisnach GmbH, die als 100-prozentige Tochter der Marktgemeinde auch der Bauherr des zweiten Campus ist. Von seinem Büro sehe er direkt auf die Baustelle, wo seit knapp drei Wochen mit Hochdruck gearbeitet werde. Voll des Lobes war Loserth über die Planer unter Federführung des Architekturbüros Frank Seitz (Geiersthal) und die Viechtacher Baufirma Zankl, die mit "viel Sorgfalt" arbeiten würden. In dem 36 mal 28 Meter großen, dreigeschossigen Gebäude, das durch einen Verbindungstrakt an den bestehenden Campus angeschlossen wird, werden Labore, Werkstätten, Seminarräume und Büros untergebracht.
Der Präsident der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), Prof. Dr. Peter Sperber, zeigte sich davon überzeugt, dass die neue Forschungseinrichtung "Industrielle Sensorik" den Firmen im ganzen Landkreis Regen "breite Anwendungsbereiche" bieten könne. Sperber dankte der damaligen Bürgermeisterin Rita Röhrl für ihre "schnelle Realisierung" und meinte süffisant in Richtung Viechtach, dass ihm durch die Ansiedlung in Teisnach "unglaublich viel Zeit und Arbeit" erspart geblieben sei.
MdL Helmut Brunner schilderte in seinem Grußwort, wie er bei einem "enttäuschten Ministerpräsidenten Seehofer" eine Erweiterung des Standorts Teisnach als "letzte Karte" gezogen habe, um den bereits zugesagten Campus im Landkreis Regen zu behalten.
Er hätte ihn Viechtach gerne gegönnt, aber dort habe man sich "lieber für eine schöne Aussicht" entschieden. Umso erfreulicher sei jetzt, dass Teisnach "Doppelstandort eines Technologie-Transferzentrums" werde, das Ausstrahlung auf die ganze Region habe. Es sei der Technischen Hochschule Deggendorf zu verdanken, dass "vor der Haustüre die Industrie mit der Wissenschaft zusammenarbeiten kann".
Landrätin Rita Röhrl blendete kurz zurück auf die Situation im vergangenen Jahr, als man in der Gemeinde "trotz Bürgermeisterwahlkampf voll durchgestartet ist, um den Campus zu bekommen", weil sich eine Erweiterung geradezu angeboten habe. Für die Firmen spiele der Standort letztlich keine Rolle, wichtig sie die unmittelbare Verbindung zu Forschung und Wissenschaft. Zuversichtlich äußerte sich die langjährige Bürgermeisterin auch, dass die OZB als Bauherr "das Projekt alleine stemmen kann".
Bei einem Imbiss wurde auf den neuen Campus "Industrielle Sensorik" angestoßen und die Hoffnung geäußert, dass die Baustelle unfallfrei bleibt und der Neubau in etwa einem Jahr in Betrieb gehen kann.
Viechtacher Bayerwald-Bote vom 11.07.2018