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Allee vs. Dirtpark

Oder: wie digitale Bürgerbeteiligung das Lebensgefühl verbessert

Stell dir vor, du wohnst in einer kleinen Stadt, jeder kennt jeden und der Alltag ist von Gemeinschaft und Austausch geprägt. Für viele ist das auf dem Land tatsächlich alltäglich. So gehört es dazu, dass man beim Feuerwehrfest entweder selbst mithilft oder als Gast die Kasse des örtlichen Vereins füllt. Man tauscht sich aus, diskutiert und geht nach all den netten Unterhaltungen abends mit einem guten Gefühl nach Hause. Solche Ereignisse stärken die Gemeinschaft, das Zugehörigkeitsgefühl und geben den Menschen aber auch eine Möglichkeit sich einzubringen, gemeinsam etwas Positives zu gestalten.

Was in Vereinen oder auch in der unmittelbaren Nachbarschaft super funktioniert, findet sich nur leider nicht immer auch in der Kommune wieder. Hier werden Entscheidungen manchmal oder oft - je nachdem wie die Verwaltung in der Gegend tickt - von „den Oberen, den Großkopfaden“, wie man in Niederbayern sagt, getroffen. Das mag durchaus effizient sein, kommt aber nicht immer gut an. Das liegt unter anderem daran, dass wir Menschen auf Zusammenhalt und Austausch programmiert sind. Neue Erkenntnisse zeigen, dass sich bloße Stärke und (körperliche) Überlegenheit keineswegs durchsetzen, sondern Freundschaft und Zusammenhalt. „Survival of the friendliest“ nennen Brian Hare und Vanessa Woods dieses von ihnen wissenschaftlich erforschte Phänomen. Es liegt also in der menschlichen Natur, dass wir eine Gemeinschaft bilden, die zusammenhält und gemeinsam auch Entscheidungen für die Community trifft. Aber was hat das nun mit digitaler Bürgerbeteiligung zu tun?!

 

Zusammen geht mehr 

Sehen wir uns die Thematik anhand einer Stadterneuerung genauer an. Die meisten von uns waren in der ein oder anderen Form schon mal von einer betroffen. In den meisten Fällen gab es einen Beschluss im Gemeinde- oder Stadtrat, von dem man zufällig gehört hat oder eben nicht. Anschließend wurden fünf Jahre lang Pläne gemacht, Sitzungen gehalten, Firmen beauftragt, Pläne umgeschrieben, weitere Sitzungen gehalten, Bauarbeiter und Maschinen im Stadt- oder Gemeindegebiet gesichtet und am Schluss sieht das Bild der Stadt anders aus. Nicht unbedingt besser und vielleicht zwar neu gemacht, aber doch schon wieder out of date, da die ganzen Prozesse langwierig und zeitintensiv waren. Dass der ein oder die andere von der Stadterneuerung nicht begeistert ist, eigene bessere Ideen gehabt hätte oder sich vielleicht auch bei der Entscheidungsfindung übergangen fühlt, ist dabei durchaus nachvollziehbar. Immerhin muss die Gemeinschaft jetzt mit etwas leben, was von oben durch Stärke oder Überlegenheit, auf sie Einfluss genommen hat statt gemeinsam im Sinne der „Friendliness“ eine Entscheidung zu treffen.

Es ist daher nur die notwendige Konsequenz, dass für das Wohl aller ein anderer Prozess her muss. Einer, der mehr dem menschlichen Grundbedürfnis nach Mitbestimmung und Gemeinschaft entspricht. Und genau damit beschäftigt sich Frank Edenharter mit seinem Forschungsteam am TC Grafenau. In ihrem Projekt mit dem Titel „Digitale Bürgerpartizipation“ widmen sie sich dem Urbedürfnis des Menschen auf modernste Art und Weise durch Mitsprache und Teilhabe.

Konkret untersucht der Humangeograph mit Schwerpunkt auf Stadt- und Regionalforschung, Frank Edenharter, wie Bürgerinnen und Bürger durch digitale Beteiligungsformate einbezogen und Kommunen befähigt werden können, möglichst eigenmächtig digitale Partizipationsformate zu verschiedenen Fragestellungen umzusetzen. Er und sein Team bringen also Menschen und Kommunen zusammen, um gemeinsam bessere Entscheidungen für die Community zu treffen. Das Urbedürfnis nach Zusammenhalt und Mitsprache ist also direkt im Fokus.

 

Chancen, Möglichkeiten und Herausforderungen

 

Damit das Ganze gut funktionieren kann, haben Edenharter und sein Team das Thema digitale Bürgerbeteiligung erst mal genauer unter die Lupe genommen und definiert. So gibt es im Rahmen des Projektes eine Festlegung, welche Anforderungen die digitale Bürgerbeteiligung erfüllen muss. Informationen müssen verlässlich sein. Der ganze Prozess muss transparent, also leicht und für alle nachvollziehbar, sein. Partizipation beziehungsweise die Möglichkeit sich aktiv einzubringen, muss gegeben sein. Außerdem spielt Kommunikation eine tragende Rolle. Warum diese scheitern kann und was in dem Fall passiert, wird uns Frank Edenharter noch ausführlicher erklären.

Gleichzeitig gibt es aber auch Herausforderungen, wie die Meinungsfreiheit. Jede und jeder sollte seine Meinung im Rahmen der digitalen Bürgerbeteiligung einbringen und äußern dürfen. Dabei sollen alle Beiträge gleichwertig sein. Auch das ist besonders im digitalen Zeitalter nicht immer gegeben, wie Edenharter erklärt. Denn oft sind Algorithmen dafür verantwortlich, dass manche Vorschläge bzw. Ideen besser gerankt werden als andere und somit immer weiteren Zuspruch bekommen, auch wenn sie nicht unbedingt inhaltlich besser sind. Für eine transparente und ehrliche Beteiligung ist das sogar eher kontraproduktiv. „Wir haben daher von Anfang an auf Plattformen und Formate gesetzt, die ohne Algorithmus auskommen, um eingereichten Ideen gleiche Chancen zu ermöglichen“, so Edenharter.

Durch die Einführung digitaler Bürgerbeteiligungsformate ergeben sich auch eine Vielzahl an Chancen und eine direkte Bedarfserhebung. Die Menschen sind bei der Ideengebung einbezogen, bestimmen direkt mit bei Dingen, die sie unmittelbar betreffen. Durch das Feedback und die Ideen der Bevölkerung werden Bedarfe sichtbar gemacht. Das zieht automatisch auch eine Nutzenbewertung nach sich, denn anhand der eingereichten Beiträge und dem darauf folgendem Feedback wird ersichtlich, wie hoch der Nutzen eingeschätzt wird oder tatsächlich ist. Die im Rahmen der digitalen Bürgerbeteiligung genutzten Plattformen „objektivieren“ gleichzeitig auch die Interessen der Bevölkerung und bietet hervorragende Möglichkeiten bei Gerüchten oder Falschinformationen gegenzusteuern. Dass diese digitalen Lösungen, egal ob das jetzt eine App, eine Website, ein Umfragetool oder etwas ähnliches ist, besser erreichbar sind und sowohl orts- als auch zeitunabhängig eingesetzt werden, ist ein weiteres Plus.

So schön die digitalen Beteiligungsmöglichkeiten sind, so wichtig ist dennoch auch der persönliche Austausch. „Wir wollen das Wirtshaus oder das Feuerwehrfest nicht ersetzen“, sagt Edenharter, „sondern ein zusätzliches Format einführen für alle, die aus diversen Gründen nicht zur Gemeindeversammlung ins Wirtshaus kommen können und sich trotzdem einbringen wollen. Für Alleinerziehende, Ältere oder Menschen mit Schichtarbeit bietet die digitale Beteiligung hier ideale Möglichkeiten.“ Nicht Internet statt Wirtshaus, sondern Internet UND Wirtshaus. Ein hybrides Format also.

 

Egal ob Niederbayern oder Mainfranken, es funktioniert

Konkret schauen Edenharter und sein Team sich im Projekt „Digitale Bürgerpartizipation“ verschiedene Faktoren anhand der beiden Kommunen Dettelbach und Tiefenbach an. Beide Kommunen eignen sich perfekt, da sie sehr ähnliche Voraussetzungen vorweisen. Beide haben ca. 7.000 Einwohnende und liegen am Rand größerer Städte (Würzburg und Passau). Darüber hinaus sind sowohl Dettelbach als auch Tiefenbach sehr am Thema Beteiligung interessiert sind. Das Forschungsteam zeigt ihnen im Projekt geeignete Beteiligungsformate auf. Optimiert die Ansprache der Zielgruppe für maximalen Erfolg. Außerdem hilft es bei der Durchführung von hybriden Partizipationsformaten, wo wir wieder bei Internet und Wirtshaus wären. Und zu guter Letzt erstellt es Handlungsempfehlungen mit Best-Practice-Beispielen. So stellen die Forschenden sicher, dass die Learnings des Projekts auch für andere Kommunen nutzbar sind. Was so kurz und knackig daher kommt ist zeitintensiv, denn Edenharter und sein Team kümmern sich sowohl in Dettelbach als auch in Tiefenbach wirklich um alles von der Planung bis zur Ausführung selbst. Von den ersten Gesprächen mit der Kommune über das Finden der perfekten Partizipationsplattform bis hin zur Gestaltung von Flyern, Plakaten, Werbung, Organisation von hybriden Veranstaltungen und die Auswertung von Ergebnissen und Anpassung der Strategie in der jeweiligen Kommune. Eine Vollzeitbeschäftigung also!

Seit Beginn des Projekts im Oktober 2023 hat das Forschungsteam zusammen mit den beiden Pilotkommunen verschiedene Formate umgesetzt. In Tiefenbach wurde beispielsweise eine Zufriedenheitsstudie durchgeführt, deren Ergebnisse anschließend von der Kommune aufgegriffen werden. Dort konnten Bürgerinnen und Bürger sich einbringen und Feedback zu verschiedenen Aspekten des Lebens in Tiefenbach geben. Dabei wurden die Bürgerinnen und Bürger unter anderem zu Freizeitmöglichkeiten, dem Kulturangebot oder dem Wohnungsangebot befragt. Ein sehr positives Ergebnis lieferte die Beteiligung zum Thema medizinische Versorgung in der Region. Hier gaben 70 Prozent der Einwohnenden Tiefenbachs an, zufrieden oder sogar sehr zufrieden zu sein.

Auch wenn die ursprünglich im Projektantrag angepeilte Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht unbedingt die Mehrheit der Teilnehmenden ausgemacht hat bisher, so hat auch diese Gruppe sich trotzdem überdurchschnittlich motiviert eingebracht. Bei jeweils einer Schulstunde mit Frank Edenharter und seinem Team, lernten die Schülerinnen und Schüler der 8., 9. und 10. Klasse der Tiefenbacher Mittelschule alles zu gesellschaftlicher Teilhabe und Beteiligungsmöglichkeiten. Darüber hinaus durften sie sich in einem exemplarischen Rollenspiel selbst einbringen. Die Aufgabe war, einen Jugendtreff zu planen und dabei die eigenen Wünsche und Forderungen einzubringen, als auch die der Anwohnenden und Bürgermeister abzufragen. Obwohl die Stunde im Juli 2025 kurz vor den Sommerferien stattfand, zeigten sich die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert und interessiert. Das unterstreicht die positive Wirkung von Teilhabe, egal bei welcher Altersgruppe. Es gibt noch eine weitere spannende Erkenntnis im Rahmen des Projektes: Auch wenn Social Media das Kommunikationsmittel der Wahl ist, so werden junge Menschen gerne mit einem an sie persönlich adressierten Brief angesprochen und so zur Teilnahme aufgefordert. In Zeiten von Digitalisierung und unfassbar schnellem Informationsfluss im Netz doch überraschend.

 


 

Werbebanner für die Bürgerbeteiligung in der Gemeinde Tiefenbach

 


 

Mit Sportheim und Bürgerexperten zur perfekten Dorferneuerung

In Dettelbach stand vor allem die Dorferneuerung in Effeldorf im Fokus des Projekts. Hier wurden sogenannte Bürgerexperten eingesetzt, um die Menschen schneller und direkter auf die (digitalen) Beteiligungsformate aufmerksam zu machen. Durch die digitale Plattform PubinPlan, welche ebenfalls an der THD geboren wurde, wurde die Bevölkerung in verschiedenen Kategorien zu ihren Ideen und Vorschlägen befragt. Zusätzlich dazu gab es im März 2025 eine Bürgerversammlung, welche ebenfalls Raum für Ideen bot. Diese wurde passenderweise im örtlichen Sportheim abgehalten und sehr gut besucht. Um die Ideenfindung weiter anzufachen, wurden Dorfspaziergänge in den von der Erneuerung betroffenen Bereichen durchgeführt. Mit 30 Teilnehmenden im Alter zwischen 17 und über 70, entpuppten sich die Spaziergänge als ein erfolgreiches Format. Der aktive Prozess der Bürgerbefragung im Rahmen der Dorferneuerung dauerte insgesamt sechs Wochen von Ende März 2025 bis Anfang Mai 2025. Von den 400 Einwohnenden wurden insgesamt 150 Ideen eingereicht. Angesichts der Tatsache, dass viele Familien zusammen überlegten, um anschließend gesammelt eine Idee einzureichen, ist das ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bürgerversammlung im Effeldorfer Sportheim                                                                                 Dorfspaziergang durch Effeldorf

 


 

Vertrauensaufbau und positive Überraschungen in der Auswertung

Egal ob Zufriedenheitsstudie in Tiefenbach oder Dorferneuerung in Effeldorf, diejenigen, die sich einbrachten, waren überdurchschnittlich aktiv und überraschten damit das Forschungsteam. Während die Ergebnisse aus der Bürgerbeteiligung zur Dorferneuerung noch ausgewertet werden, bevor die Kommune diese in ihre Planungen einfließen lässt, gibt es im Forschungsteam schon erste allgemeine Erkenntnisse zur digitalen Partizipation. Fest steht schon jetzt, dass das Potenzial diese dauerhaft zu integrieren definitiv gegeben ist. Bis zum Projektstart gab es noch keine kleine Kommune, die aktiv und langfristig eine Partizipationsplattform nutzte. Ob das nun an den damit verbundenen Kosten, der Frage der Ressourcen für die Pflege und Verwaltung oder dem Zugang zu solchen Plattformen lag, kann schwer festgemacht werden. Fest steht jedoch, dass auch kleine Kommunen diese Faktoren bewältigen können und sich eine Beteiligungsplattform für diese lohnt. Zu dieser Überzeugung kam das Team des TC Grafenau im Laufe des Projekts. Die Auswahl der passenden Plattform sei dabei entscheidend. Diese müsse auf die Bedürfnisse der Kommune zugeschnitten sein und wird somit zum perfekten und bewältigbaren Tool.

Um die Vorteile der digitalen Bürgerbeteiligung ideal nutzen zu können, sind Zeit und Transparenz entscheidende Faktoren. Was die Informationen angeht ist transparente und klare Kommunikation wichtig. Ist diese gewährleistet, wird Vertrauen in die Plattform und den Prozess geschaffen. „Ist eine eingebrachte Idee gut, aber aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht umsetzbar und wird daher abgelehnt, so ist die Information, warum es zu dieser Entscheidung kam, wichtig.“ erklärt Frank Edenharter. „Es gibt nichts Schlimmeres, als eine Idee unbegründet und ohne Erklärung abzulehnen,“ führt er weiter aus. Das zieht einen Vertrauensverlust bei den Teilnehmenden solch digitaler Partizipationsprozesse nach sich. Die Beteiligung wächst langsam und stetig, wenn die Menschen sehen, dass ihre Ideen berücksichtig und umgesetzt werden. Der Prozess wird von der bisher bekannten top-down-Entscheidungsfindung umgedreht und findet nun von unten nach oben, also bottom-up, statt. Das baut nachhaltig Vertrauen auf, nimmt aber Zeit in Anspruch und ist fragil. Falsche Informationen oder mangelnde Transparenz in der Kommunikation können das Vertrauen schnell wieder schwinden lassen. Wenn alles gut läuft, so wie im Projekt der Grafenauer Forschenden, wird die durchwegs positive Erfahrung mit Beteiligungsplattformen von den Eltern an die Kinder weitergegeben und diesen so die Hemmung genommen, sich ebenfalls zu beteiligen. Darüber hinaus führt die Einbeziehung der Bevölkerung dazu, dass Orte attraktiver werden, da sie mehr auf die konkreten Bedürfnisse eingehen und so beispielsweise attraktiver für junge Familien werden. Im Idealfall ist das ein Grund im Ort zu bleiben, was sich auch wieder positiv auf beispielsweise die Gastronomie und Wirtschaft in der Kommune auswirkt.

 

Es geht nicht nur digital oder hybrid

Ein Beispiel, das die Bedeutung von Partizipation unterstreicht, findet sich in Pfarrkirchen, wo die THD mit dem European Campus vertreten ist. Hier fühlten sich ältere Spaziergänger in der Allee regelmäßig von Jugendlichen auf Fahrrädern gestört, die über die gekiesten Wege breschten. Bevor die Auseinandersetzung zwischen den Generationen eskalieren konnte, beschloss die Stadt beide Parteien zu befragen und so die Beweggründe der Jugendlichen und die Bedürfnisse beider Seiten zu klären. Das Ergebnis: Die Allee bietet mit ihren Wegen und den steilen Anhöhen rechts und links der Wege die perfekten Voraussetzungen für die Jugendlichen, um sich geschützt vom Stadtverkehr Bewegung zu verschaffen und das Bike „heiß zu fahren“. Die älteren Anwohnenden genießen die Allee wegen ihrer Ruhe, den vielen Sitzmöglichkeiten und um entspannt den Hund Gassi zu führen und dabei auch einen Ratsch mitten auf dem Weg einzulegen. Nach Befragungen auf beiden Seiten war klar, dass eine Lösung her muss, um den Jugendlichen einen Platz zum Toben und den restlichen Bewohnenden die Allee zurückzugeben. So entschied sich der Stadtrat, ein Fahrradverbot für die Allee zu verhängen und gleichzeitig einen Dirtpark an einem geschützten Bereich am Stadtrand zu bauen. So bekamen beide Seiten, was sie wollten und das Wohlbefinden in der Stadt wurde nachhaltig verbessert und das über Generationen hinweg. Ein wichtiges Element wurde hier jedoch ausgespart: die Digitalisierung. Im Gegensatz zu Edenharters Projekt, wurde hier keine Beteiligungsplattform genutzt und die Ergebnisse der Befragungen sind daher nicht wirklich weiter verwertbar. Außerdem beschränkte sich dieser Fall explizit auf einen winzigen Anteil der im Stadtbereich möglichen Verbesserungen. Durch den Einsatz einer digitalen Plattform würden sich die Möglichkeiten noch vervielfachen. Was dieses Beispiel jedoch eindeutig zeigt: Wie Beteiligung schnell und einfach nachhaltige Lösungen bietet.

 

So geht es weiter

Aber zurück zum Projekt des TC Grafenau. Um die langfristigen Auswirkungen erforschen zu können bleibt im Projekt „Digitale Bürgerpartizipation“, welches Ende 2025 ausläuft, nicht genügend Zeit. Einige Fragen haben sich Edenharter und sein Team für das letzte Halbjahr jedoch noch vorgenommen. Beispielsweise wie repräsentativ die Ergebnisse der beiden Beteiligungen in Tiefenbach und Dettelbach sind. Können diese auf andere Kommunen umgelegt werden? Außerdem treibt die Forschenden noch die Frage um, wie man den Erfolg einer digitalen Bürgerbeteiligung konkret festmacht. Geht man von den Teilnehmendenzahlen aus oder doch von den Umsetzungen oder eher von der Qualität der eingereichten Ideen? So wichtig diese Punkte sind, so schwer messbar bleiben sie. Aber egal welche Kriterien in die Bewertung am Schluss einfließen, fest steht, dass sich das Projekt etabliert hat.

Die Gemeinde Tiefenbach ist mit der Beteiligungsplattform und den bisher eingebrachten Ideen so zufrieden, dass sie sich bereits vor Projektende dazu entschlossen hat, das Format weiterhin zu betreiben. Die bisherigen Erkenntnisse wird die Kommune nutzen, um ihre Bürgerinnen und Bürger noch besser zu beteiligen und so die Bindung an die Region aufrechtzuerhalten. Das trägt zu einer zukunftsfähigen Entwicklung von Tiefenbach und damit auch zu einer langfristigen Daseinsvorsorge der Kommune bei. Das wiederum kommt auch Einrichtungen in Bildung, Gesundheit und Kultur zugute.

Die im Rahmen des Projekts entstandenen Erkenntnisse werden Frank Edenharter und sein Team nach Projektende auch anderen Kommunen zur Verfügung stellen. Die Erkenntnis, dass andere kleine Kommunen ebenfalls von der Einführung einer Partizipationsplattform profitieren, gepaart mit den Learnings aus dem Projekt, bieten viel Potenzial. Nicht nur für Kommunen, sondern auch für die Menschen, die in ihnen leben, denn sie alle tragen das Bedürfnis nach Mitsprache und Teilhabe der Theorie des „Survival of the Friendliest“ zufolge in ihrer DNA.

 


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