THD liefert Grundlage für Fachdiskussion beim Brückenbau
26.11.2025 | THD-Pressestelle
Prof. Dr.-Ing. Roland Friedl, Honorarprofessor für Brückenbau an der Technischen Hochschule Deggendorf (THD), war am 20. November Hauptreferent bei der diesjährigen Tagung der VHFL-Arbeitsgruppe Bauwerkslager an der Materialprüfanstalt in Stuttgart. Für den Dekan der Fakultät Bauingenieurwesen und Umwelttechnik an der Deggendorfer Hochschule, Prof. Dr.-Ing. Parviz Sadegh-Azar, ein wichtiges Signal: „Unser Lehrpersonal kommt aus der Praxis und ist hier bundesweit ganz vorne mit dabei!“
Friedls Vortrag in Stuttgart drehte sich um das in Fachkreisen hochaktuelle Thema „Einwirkungen auf Brückenlager unter Berücksichtigung der Gleis-Tragwerks-Interaktion“. Dazu muss man wissen, dass anders als bei Brücken für Automobile jede Überfahrt eines Zuges enorme zusätzliche Kräfte auf Brücke und Schiene bedeuten. Ansatzpunkt der derzeitigen Fachdiskussion ist, dass die geltenden Vorgaben des Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) Ende 2024 verschärft wurden. „Diese Änderung hat große technische und zeitliche Auswirkungen auf Planung und Ausführung von entsprechenden Projekten“, erklärt Friedl, dessen Ingenieurbüro in der bautechnischen Prüfung sowie in der Objekt- und Tragwerksplanung tätig ist. Ein Beispiel für so ein Projekt, bei dem nun erhöhter Planungsaufwand nötig werde, sei der Ersatzneubau der Nagerlbrücke bei Regen im Bayerischen Wald.
Für Honorarprofessor Friedl erhöhe die neue EBA-Verfügung den Rechenaufwand enorm, da bislang verwendete Näherungsverfahren nicht mehr angewendet werden dürften. „Das bedeutet ein deutliches Mehr in Planung und Genehmigung insbesondere bei kurzen Brücken“, so Friedl. Ein zwingend höheres Maß an Sicherheit sei seiner Meinung nach aber nicht zu erwarten. Der THD-Professor fügt hinzu: „Bei den ohnehin schon bestehenden Problemen der alternden Infrastruktur des Schienennetzes braucht es pragmatische und praxistaugliche Lösungen, die dem notwendigen Maß an Sicherheit genügen.“ Dies mit den maßgebenden Herstellern von Brückenlagern fachlich zu diskutieren sei ein Hauptaspekt der Jahrestagung gewesen. „Dass die TH Deggendorf mit dem Vortrag des Kollegen Friedl eine wichtige Entscheidungs- und Handlungsgrundlage für eine fachlich fundierte Diskussion liefern konnte, ist großartig“, bekräftigt Dekan Sadegh-Azar mit großer Freude.
VHFL, das ist die „Vereinigung der Hersteller von Fahrbahnübergängen und Lagern für Bauwerke“. Deren Treffen ist auch die Jahrestagung der drei führenden Lagerhersteller Deutschland, Österreich und Schweiz sowie von Vertretern der Technischen Universität Stuttgart, der Materialprüfanstalten in Stuttgart und Karlsruhe, der Technischen Hochschule Mittelhessen und der MPA Karlsruhe sowie Vertretern des Brückenkompetenzzentrums der Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen. Das Treffen dient als Branchenaustausch mit hohem wissenschaftlichen Niveau, dort werden technische wie auch normative Neuerungen diskutiert und weiterentwickelt.
Bild (privat): Prof. Dr.-Ing. Roland Friedl lieferte mit seinem Vortrag eine wichtige Entscheidungs- und Handlungsgrundlage bei der Tagung der VHFL.