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Am Oberen Stadtberg weiß man, was Frauen wollen

4.7.2017 |

Der Technologiecampus Grafenau gewährt Schülern des LLG einen Blick in die vielen Facetten der digitalen Zukunft

pnp 2018 03 09Die Leiterin des Grafenauer Technologiecampus, Prof. Dr. Diane Ahrens (hinten), führte die Jugendlichen durch das Haus. − Foto: TCG

Grafenau. "Digitalisierung verändert unser Leben!" Daran hegt heute wohl kaum jemand noch irgendeinen Zweifel. Wie viele Bereiche des alltäglichen Lebens davon betroffen sind und welche Chancen sich gerade auch dem ländlichen Raum in einer digitalen Zukunft eröffnen, das wurde einer ausgewählten Schülergruppe des Landgraf-Leuchtenberg-Gymnasiums (LLG) am Technologiecampus Grafenau (TCG) vor Augen geführt. Dazu eingeladen hatte TCG-Leiterin Prof. Dr. Diane Ahrens.

Nach einer kurzen Vorstellung ihrer eigenen Person sowie der allgemeinen Ziele des TCG mit der Vision eines "Silicon Valley" widmete sich Professor Ahrens der Fragestellung "Was Frauen wollen" und konnte darauf mit Hilfe von Big Data Analytics zumindest für die Modebranche eine treffende Antwort geben. Was nämlich die Vorhersagekraft im Hinblick auf Modetrends angehe, habe sich das Ergebnis des Algorithmus um 18 Prozent treffsicherer erwiesen als die Prognosen von Modeexperten. Für namhafte Modemarken, die in einem einzigen Jahr durchschnittlich zwölf neue Kollektionen präsentieren und diese jeweils sechs Monate im Voraus produzieren müssen, sei dies in betriebswirtschaftlicher Hinsicht von enormer Bedeutung. Der Grund für die hohe Prognosesicherheit liege einfach in der Tatsache, dass hier die Maschine – im Gegensatz zum Menschen – "gnadenlos objektiv" sei, so Ahrens.

Einblicke in sein Projekt der energieeffizienten Küche gewährte Bernhard Bauer in seinem Vortrag "Sag mir, wer du bist – und ich sag dir, was du isst". Ziel des Projekts ist es, mit Hilfe relevanter Daten Energieverbrauch und Lebensmittelverluste in Großküchen auf ein Minimum zu reduzieren. Bauer zeigte der Zuhörerschaft hier in nachvollziehbarer Weise auf, welche Fragestellungen zum Gelingen eines solchen Projekts gelöst werden müssen. Im Anschluss daran hatten die Schüler Gelegenheit, in einer Art Selbstversuch die präsentierte Theorie unmittelbar in die Praxis umzusetzen, indem sie die Anzahl der in der bevorstehenden Pause verzehrten Schokoriegel drei verschiedener Hersteller möglichst genau vorhersagen sollten.

Nach einer Führung durchs Gebäude zeigte Prof. Dr. Benedikt Elser im zweiten Teil auf, welche Probleme auftreten können, wenn modernste Technik nicht genutzt werden kann und statt dessen bestehende – und eventuell sogar veraltete – technische Gegebenheiten in ein neu geplantes Projekt integriert werden müssen. Im Vortrag mit dem Titel "Sonderzug nach Pankow – wo ist mein Abteil?" erläuterte Professor Elser die Tücken der Wagenstandsplanung der Deutschen Bahn sowie die Lösungen, die der Technologiecampus Grafenau dafür gefunden hatte.

Nicht weniger beeindruckte Michael Fernandes mit seinem Foodscanner und der Präsentation "Ich will keine Schokolade". Nahezu magisch vermochte das technische Gerät mit Hilfe einer App etwa anzuzeigen, wieviel Prozent Kakao eine bestimmte Tafel Schokolade enthält. In seiner praktischen Anwendung könne ein derartiges "Labor für die Hosentasche" auch dazu beitragen, die gegenwärtig hohen Lebensmittelverluste in Handel und Privathaushalten zu reduzieren.

Den Abschluss des Nachmittags gestaltete Gudrun Fischer. Unter dem Titel "Beam me up, Scotty" stellte sie den Gymnasiasten das Projekt "Das digitale Dorf oder Leben im ländlichen Raum der Zukunft" vor. Zu berücksichtigen sei hier neben der zunehmenden Digitalisierung auch der demographische Wandel. Als besonders relevant für einige der Anwesenden erwies sich die Tatsache, dass Spiegelau als Modelldorf am Projekt teilnimmt.

Tanja Oswald, die als Begabtenmentorin am LLG im Rahmen eines Enrichment-Programms für besonders begabte und interessierte Schülerinnen und Schüler die Veranstaltung initiiert hatte, zeigte sich begeistert und würdigte das TCG als einen äußerst wertvollen außerschulischen Lernort für die Jugendlichen des Gymnasiums. Man habe hier beeindruckend vor Augen geführt, dass schulische Fächer nicht in einem luftleeren Raum existieren würden, sondern dass Forschung immer interdisziplinär sei. Um komplexe Problemstellungen zu lösen, müsse man kreativ und vernetzt denken. Und nicht zuletzt seien "global" und "lokal" keine sich ausschließenden Begriffe.− to

09.03.2018 | PNP – Freyung/Grafenau