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Das Dorf der Zukunft nimmt Formen an

24.3.2016 |

pnp 2016 04 01Im Hörsaal des Technologie Campus Grafenau stellt Gudrun Fischer Staatsminister Helmut Brunner (l.) und Deggendorfs Hochschulpräsidenten Prof. Peter Sperber Lösungsansätze für das eDorf vor. − F.: Langesee

Staatsminister Helmut Brunner informiert sich bei Entwicklungsteam im Technologie Campus Grafenau über Ideen zum eDorf von Ursula Langesee

Grafenau. Bei seinem Besuch im neu gebauten Technologie Campus der Technischen Hochschule Deggendorf am Grafenauer Stadtberg hat sich gestern Staatsminister Helmut Brunner über das digitale Modellprojekt eDorf informiert. Bei der Kabinettssitzung in Aldersbach war der Bayerische Wald als einer von zwei Standorten in Bayern dafür ausgewählt worden. Dörfer zwischen 1000 und 2000 Einwohnern, die "leben" und deren Bewohner Engagement mitbringen, können sich dafür bewerben.

Ein Team am Technologie Campus Grafenau (TCG) mit Leiterin Prof. Dr. Diane Ahrens, Geschäftsführer Franz Xaver Wilhelm, Rainer Bomeisl, Gudrun Fischer und Maria Kohlmeier entwickelt das Dorf der Zukunft, indem es alle bisherigen digitalen Ansätze in einer Gesamtlösung integriert. Die TH Deggendorf rechnet mit 10,5 Millionen Euro Projektkosten bei einer fünfjährigen Laufzeit. Ziel soll es sein, die Digitalisierung aufs Land zu holen und dadurch leichter zu machen. "Und zwar für alte und junge Menschen", wie Gudrun Fischer gleich zu Beginn ihrer Ausführungen zu ersten eDorf-Ideen betonte. "Wir brauchen die Jungen dazu, um die Älteren auffangen zu können – durch ihre Wirtschaftskraft und durch ihre Manpower als Dienstleiter bei Pflege und Vorsorge." Entscheidend ist die Möglichkeit zum "eWorking". "Keiner pendelt zwei Stunden nach München, wenn er vor Ort arbeiten kann", sagte Fischer. Bei großen Konzernen setze mit Homeoffice und Telearbeit schon ein Umdenken ein, beim Mittelstand müsste das noch mehr forciert werden. Stichwort "eLearning": Dadurch könnte unter anderem die Ganztagsbetreuung besser koordiniert werden, damit nicht jede Dorfschule für sich eine braucht. Bei Dienstleistungen ("eServices") denkt das Team des TCG darüber nach, eine eigene "Dienstleistungswährung" einzuführen, die nach Fischers Erklärung so funktioniert: "Ich mähe bei nicht mehr so rüstigen Dorfbewohnern den Rasen, dafür passen sie auf mein Kind auf." Bei "eEnergy" geht es um die Frage, wie ein Dorf seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann, etwa durch die gemeinsame Nutzung von Speicherkapazitäten oder den Austausch von Energieleistungen. "eMedicine" könnte die ärztliche Versorgung auch immer weniger Landärzte sicherstellen. Eine Krankenschwester im eDorf übernimmt die Erstversorgung und bei Bedarf wird ein Arzt digital "zugeschaltet". Bei "eMobility" versucht man, Lösungen dafür zu finden, wie Konzepte für Elektromobiliät aus großen Städten aufs Land gebracht werden können, und hat dafür mit "E-Wald" schon Erfahrungen gesammelt. Staatsminister Brunner wünscht sich, auch den "eTourismus" als Säule zu entwickeln. Generell ist für ihn wichtig, das eDorf nicht am Reißbrett zu entwerfen, sondern in die Realität umzusetzen, und dass sich wachstumsorientiert ein Element zum anderen fügt. "So könnte dann die Zukunft aussehen, in der Landflucht ein Fremdwort ist."

01.04.2016 | PNP – Gesamtausgabe / Niederbayern