"This site requires JavaScript to work correctly"

Umfassende Infos zum Auftakt zur Energiewende

13.6.2014 |

20140613-energiewende

Bürgermeister und Planer betonen die Notwendigkeit, die Bevölkerung von Beginn an miteinzubinden

Der erste Schritt auf dem Weg zu einem Nahwärmekonzept für die Stadt Grafenau besteht für Bürgermeister Max Niedermeier in der umfassenden und kompetenten Information. Deswegen hatte er vor kurzem zusammen mit den Vertretern des Technologie Campus Freyung, Dipl.Ing. Josef Pauli und seinem Assistenten Simon Sandner sowie Manfred Schmalhofer von der Firma „Ecoplan“ alle Grafenauer zur Auftaktveranstaltung in den Bürgersaal eingeladen.

 

Die Bürgerbetreuung in Sachen Nahwärme wird sich in nächster Zukunft auch durch Besichtigungstermine der schon umgesetzten Nahwärmeversorgungsanlagen in den Nachbargemeinden Freyung und Waldkirchen – unter fachlicher Begleitung durch die Spezialisten des Technologie Campus Freyung und der Firma Ecoplan – und vielen Informationsveranstaltungen fortsetzen.

Doch zunächst gab Diplomingenieur Josef Pauli, der lange Jahre im Anlagenbau tätig war und somit „ein Mann der Praxis ist“, einen Überblick über das angedachte Gesamtkonzept für ein Nahwärmenetz in Grafenau. Als wichtige Ziele nannte er die individuell an Grafenau angepasste Auswahl möglicher Standorte und die Erörterung der jeweils genau für die Bedürfnisse passenden Anlagen zusammen mit den Anwohnern.

Informiert werde dabei ausführlich über Fragen wie Emissionen von Feinstaub und Lärm, sowie über mögliche Netz- und Anlagen- Betreibermodelle.

Zu den schon bestehenden Anlagen der Firma „Ecoplan“ in verschiedenen Gemeinden im Landkreis hatte Manfred Schmalhofer einiges Bildmaterial dabei, aber den besten Eindruck davon – und weitere Informationen zum Thema – gebe es am 12. Juni bei einer Bustour, die um 18 Uhr am Busbahnhof Grafenau startet und die die Erste von einigen Veranstaltungen zum Thema Nahwärme sein wird. Denn vielfach kämen erfahrungsgemäß Ängste und Bedenken nur dort zustande, wo nicht genügend Information gegeben werde.

Das Konzept, das noch in diesem Jahr fertig vorliegen soll, stützt sich bei der Ausarbeitung auf einen möglichst genauen Energiebedarf, der in Grafenau mit Hilfe bestehender Kataster und mit einem Fragebogen an alle Hausbesitzer ermittelt werden wird. Der Fragebogen, den der Technologie Campus Freyung erarbeitet habe, und der streng nach Datenschutzbestimmungen behandelt werden wird, liege im Herbst der Wasserabrechnung bei. Bürgermeister Niedermeier wünscht sich von „seinen Mitbürgern eine aktive Beteiligung an allen Informationsveranstaltungen und bei der Ausfüllung dieser wichtigen Fragebögen, umfür Grafenau das perfekte Nahwärmekonzept“ erarbeiten zu können.

Als überaus wichtig nannte Pauli auch das geeignete Betreiberkonzept der Nahwärmeversorgung. Die Anlagenbetreiber und die Netzbetreiber sollten dabei idealerweise nicht in einer Hand liegen, um Interessenkonflikte möglichst auszuschließen. Für das Netz wäre eine kommunale Gesellschaft der Stadt in der Mehrheit von 51 Prozent sinnvoll, aber auch die Bürger sollen zu 49 Prozent in Form von Genossenschaften eingebunden werden. Mögliche Modelle seien gerade in der Erarbeitungsphase. Lieferanten für die Energie könnten die Kommune, Gewerbe, aber auch private Einspeiser sein.

Verschiedene Energieträger wie Pellets oder Biogas waren ebenfalls ein wichtiger Punkt in Paulis Erläuterungen zum Thema. Vorhandene Anlagen und Nahwärmeversorgungen könnten hier Vorbild sein, aber wichtig sei die Erstellung des genau richtigen Konzeptes für jede Stadt. Großes Interesse gebe es erfahrungsgemäß auch immer bei der Frage der Emissionen. Die Nachbarn eines Nahwärmestandpunktes sollten genauestens über Feinstaubbelastungen oder Schallemissionen informiert sein.

Pauli verglich daher in seinem Vortrag die zu erwartenden Feinstaubbelastungen an einem fiktiven Standort in Grafenau mit den vorhandenen Gegebenheiten. Gegenüber herkömmlichen Kaminöfen würde der Kohlenmonoxid-Wert zum Beispiel erheblich sinken. Bedenken beim Thema Lärm versuchte Simon Sandner zu entkräften, der zu diesem Thema seine Bachelorarbeit verfasst hat. Der Geräuschpegel im Umfeld von Nahwärmeanlagen sei vergleichbar mit einem Pegel eines normalen Gespräches und verringere sich mit zunehmendem Abstand auf die Werte eines Blätterrauschens. Die Frage aus dem Publikum, ob es sich dabei um hoch- oder niedrigfrequente Töne handele, nahm Josef Pauli in seine weiteren Untersuchungen mit auf. Bei demnächst vorgenommenen Messungen will er das genau abklären lassen.

Bei der Verlegung der Leitungen für die Nahwärme sei eine gute Koordination mit der Stadt in der Zukunft das A und O. Die Vor- und Rücklaufrohre hätte einen sehr geringen Wärmeverlust und würden so höchst effektiv arbeiten.

Als Spezialist für die Technik steht Manfred Schmalhofer für Detailfragen auch bei der Informationsfahrt am 12. Juni Rede und Antwort. Wer immer aktuell über das geplante Nahwärmenetz informiert sein möchte, kann alle Einladungen und neuen Entwicklungen per E-Mail direkt erhalten. Näheres dazu erfährt man bei der Stadtverwaltung in Grafenau.

Bürgermeister Max Niedermeier betonte, dass es wünschenswert sei, dass möglichst alle eventuell auftretenden Bedenken gegenüber dem Nahwärmekonzept durch den Technologie Campus Freyung und die Firma Ecoplan im frühesten Vorfeld ausgeräumt würden. Dazu wäre eine große Beteiligung an den kommenden Informationsangeboten wünschenswert. An der spontanen Umfrage im Bürgersaal Pro/Contra Nahwärme war zu ersehen, dass bei der Auftaktveranstaltung zunächst nur interessierte Befürworter der Energiewende in Grafenau teilgenommen haben.

Aber gerade die imaginären Gegner dieses Konzeptes sollten sich künftig durch kompetente Aufklärung durch die Fachleute über Nutzen und Risiken neuer Wege in der Energiepolitik der Stadt Grafenau schlau machen, denn viele Vorurteile und Bedenken können erfahrungsgemäß schon in der frühesten Planungsphase ausgeräumt werden, damit das Nahwärmekonzept auch in Grafenau ein Erfolgsmodell zum Nutzen Aller werden kann, wie es bereits die Nachbarn Freyung und Waldkirchen vorgemacht hätten.

Quelle: PNP vom Dienstag, 10. Juni 2014
Autorin: Martina Höf-Keim