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Ilzer Land: Startschuss für Energiekonzept

27.3.2013 |

Gut besuchte Auftaktveranstaltung in der Josef-Eder-Halle - Bürger können sich einbringen und mitgestalten

Röhrnbach. Die Ilzer Land-Gemeinden haben ein gemeinsames Energienutzungskonzept beschlossen und den Technologie Campus (TC) in Freyung mit der Erstellung beauftragt. Das Thema „Energie“ ist eines der entscheidenden Zukunftsthemen - und für jede Gemeinde, aber auch jeden einzelnen Haushalt, von großer Bedeutung. Daher ist es den Initiatoren aus dem Ilzer Land besonders wichtig, von Beginn an Bürgern die Möglichkeit zu geben, dieses Konzept und damit die Zukunft der Energieversorgung ihrer Gemeinden mitzugestalten.


Bei der Auftaktveranstaltung in der Josef-Eder-Halle in Röhrnbach wurden die ersten Schritte vorgestellt. Dieser Auftakt diente zugleich als Grundlage für die nachfolgenden Regional-Workshops, in denen konkrete und aktuelle Energiethemen diskutiert sollen, um daraus eine Zukunftsstrategie für die eigene Gemeinden zu erarbeiten. Der Nutzen dieses gemeinsam erarbeiteten Energienutzungskonzepts liegt darin, Strategien und umsetzbare Ansatzpunkte für einen energieeffizienten Umgang in den Gemeinden zu erhalten und sie damit für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen.


„Bares“ für den
Geldbeutel


Nicht zuletzt sollen konkrete Maßnahmen erarbeitet werden, die schlussendlich „Bares“ für den Geldbeutel bedeuten.
„Hausherr“ Bürgermeister Josef Gutsmiedl, mit Bürgermeister Max Köberl aus Ringelai die Leiter des Handlungsfeldes „Energie“ der Ilzer Land-Gemeinden, erklärte einleitend, „die Kommunalallianz im Ilzer Land möchte mit der Erstellung eines interkommunal abgestimmten Energiekonzepts eine qualifizierte, systematische Erfassung und Bewertung des aktuellen Ist-Zustandes sowie der Bedarfs- und Nutzungspotenziale zielgruppenorientiert erarbeiten und die Akzeptanz für erforderliche Maßnahmen und Projekte von Beginn an fördern. Mit einer frühzeitigen Einbindung der Öffentlichkeit soll eine breite Basis für das Gelingen von nachhaltigen Maßnahmen geschaffen werden“.
Für Prof. Dr. Wolfgang Dorner, Leiter des mit der Erstellung des Energiekonzeptes beauftragten Technologie Campus Freyung, ist „Energiewende“ nicht das richtige Wort - vielmehr gehe es eine andere Form der Energienutzung, um eine Energieversorgung mit zukünftigen Problemen und Risiken, um ein Energienutzungskonzept. Tie Rohöl-e und Treibstoffpreise steigen, ein Ende der Spirale ist nicht absehbar.
Im Jahr 2021 ist das Ende der Kernkraftwerke beschlossen, 2031 läuft die EEG-Förderung für Anlagen aus dem Jahre 2011 aus. Was dann? Laut Prof. Dorner ist die politische Vorgabe der Bayerischen Energiestrategie „Energie innovativ“: Vermeidung von Energieverbrauch, Steigerung der Energieeffizienz, Ausbau der erneuerbaren Energien. Dabei sollen für eine Energieversorgung ohne Kernenergienutzung so rasch wie möglich alle in Bayern verfügbaren und zu ökonomisch wie ökologisch vertretbaren Bedingungen nutzbaren erneuerbaren Energieformen auf breiter Basis ausgebaut werden.
Dabei müssen die volkswirtschaftlich günstigen, gesellschaftlich akzeptierten und zugleich umweltverträglichen Lösungen Priorität haben. Eine einseitige Fokussierung auf einzelne der erneuerbaren Energieformen oder ein unabgestimmter Ausbau würde die ganzjährige Energieversorgungs-Sicherheit gefährden und erhebliche unnötige System-Mehrkosten verursachen. Damit würde der bereits bestehende Preisschub bei der Energiebereitstellung weiter verschärft. Stattdessen will man durch Förderung von innovativen Techniken und Mechanismen zu einer Preissenkung und vollen Marktfähigkeit erneuerbarer Energien gelangen. Deshalb soll der volks- und energiewirtschaftlich beste Mix eines umweltverträglichen und von Bürgern akzeptierten Ausbaus erneuerbarer Energien vorangetrieben werden.
Josef Pauli vom TC Freyung, Technischer Teamleiter „Angewandte Energieforschung“, erklärte, Ergebnisse durch das Energienutzungskonzept für das Ilzer Land sollen Energienetze, Energieeinkauf und -handel, Energiemanagement, Anlagenkonzepte, Kosten-Nutzen-Analyse sowie konkrete Maßnahmen zum Verringern des Energieverbrauchs in privaten Haushalten, Gewerbe/Industrie und öffentlichen Liegenschaften sein.


„Betroffene“ zu „Beteiligten“ machen

Die einzelnen Schritte des Energienutzungskonzeptes basieren auf der Projektvorbereitung, der Bestandsanalyse, der Energiebedarfs- und Potentialanalyse, der Konzeptentwicklung und der Umsetzung. Die energetischen Potenziale liegen in Solar, Biomasse, Wasser und Wind. Dabei werden die Bürger stets mit eingebunden, die ihre Ideen und Wünsche einbringen können.
Über die die bisherigen Ergebnisse der „energieautarken“ Region Zellertal informierte Franz Stark vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Niederbayern als dortiger Projektleiter. Ziele sind die Substitution durch regionale Energien, Klimaschutz, regionale Wertschöpfung und Schaffung von Arbeitsplätzen.
„Betroffene“ zu „Beteiligten“ machen hat im Zellertal wie auch im Ilzer Land Priorität. Durch Bürgerbeteiligung an Anlagen steigt die Akzeptanz bei Bürgern, die finanziell profitieren sollen. Die Finanzierung durch lokale Banken schafft Vertrauen. Lokale Versorger werden integriert. Ziel ist es, Wertschöpfung vor Ort zu erreichen. „Einbindung der Bürger und Gremien in entscheidungsrelevante Aspekte der Planung ist unverzichtbar“, betonte Stark.
Dr. Martin Eiberweiser, Projektkoordinator im Ilzer Land, leitete dann von der Energie im kommunalen Bereich auf Möglichkeiten der Energieeinsparung im privaten Bereich über. Über drei Irrtümer, denen man bei energiesparenden Maßnahmen an einem privaten Haus nicht erliegen sollte, berichtete der Kaminkehrermeister Richard Hettmann. Einzelmaßnahmen sind weniger komplex, „da braucht’s keinen Sachverständigen“? „Das stimmt so nicht. Jede Einzelmaßnahme verändert das Gesamtsystem „Haus“. Wer nur die Fenster austauscht und nicht darauf achtet, dass der U-Wert zur Gebäudehülle passt, riskiert Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Ein Sachverständiger kennt diese Probleme und kann Alternativen vorschlagen.
„Nur erneuerbare Energieträger wie Erdwärme oder Holzpellets machen unabhängig von steigenden Kosten“? „Falsch. Wirklich unabhängig macht nur Energie, die eingespart wird , und das gelingt vor allem durch eine bessere Wärmedämmung. Der Energieberater berechnet, in welchem Umfang der Verbrauch sinkt. Die Preise für Strom oder Brennstoffe werden immer schwanken. Auch die für Holzpellets.
„Wer richtig Energie sparen will, muss ein kleines Vermögen investieren“? „Nein, es gibt sehr viele Maßnahmen, die relativ günstig sind - wie die Isolierung von frei liegenden Heizungsrohren, die Dämmung der obersten Geschoßdecke, die richtige Einstellung der Heizung, eine hydraulischer Abgleich, neue Umwälzpumpen etc. Auch hier hilft ein Sachverständiger. Voraussetzung für eine Förderung durch die KfW ist jedoch, dass alle Arbeiten von einem Fachunternehmen ausgeführt werden.
Dr. Christian Thurmaier vom ALE Niederbayern, Projektleiter der ILE Ilzer Land, freute sich über das große Interesse an der Auftaktveranstaltung und erklärte, dass die Erstellung des Energienutzungskonzept „Ilzer Land“ mit 75 Prozent gefördert wird.
Als nächstes steht am 23. April ein Fachseminar in Neumarkt auf dem Programm unter dem Motto „Bürgerbeteiligung in kommunalen Energieprojekten“. In diesem Seminar werden erfolgreiche Bürgerenergieprojekte vorgestellt, die Handlungsempfehlungen zur Nachahmung in den eigenen Gemeinden bieten.

Quelle: Passauer Neue Presse, Norbert Peter, 16. März 2013