10.9.2015 |
Berufsschule und Technologie Campus besiegeln gemeinsame Zukunft mit einem Vertrag
Zuerst wohnen sie nur nebeneinander, jetzt haben sie was miteinander: Die Berufsschule und der Technologie Campus rücken noch näher zusammen. Am Montag haben Vertreter beider Einrichtungen und Landrat Franz Löffler einen Kooperationsvertrag für eine gemeinsame Zukunft unterzeichnet. Jetzt ist aus dem Flirt also eine Ehe geworden.
"Das ist nur der konsequent nächste Schritt", begründete Berufsschulleiter Siegfried Zistler die Vertragsunterzeichnung. "Die Wege werden kürzer." Zudem schaffe der Vertrag, was Kosten und die Raumnutzung betrifft, Klarheit. Der Weg für weitere gemeinsame Projekte sei frei. Studierende dürfen nun die hervorragend ausgestatteten Werkstätten in der Berufsschule nutzen, die Schüler im Gegenzug die Labors des Technologie Campus. Immerhin liegen die Forschungs- und Lehrschwerpunkte zwischen Mechatronikern, Elektronikern und Technikern nicht weit auseinander. Da könne der eine gut vom anderen lernen. Insgesamt sei die "Badstraße ein Rohdiamant, den es nur zu schleifen gilt", schwärmte Zistler. "
"Es wäre ein Irrsinn, das Potential nicht zu nutzen", bestätigte auch Professor Peter Sperber, Präsident der Fachhochschule Deggendorf. Lange schon praktiziere man in Deggendorf die Anerkennung bestimmter schulischer Prüfungen für das Studium. "In Cham wollen wir nun einen Schritt weiter gehen", warb er. "Wir wollen die Ausstattung beider Einrichtunen gemeinsam nutzen." Erklärtes Ziel sei es, Studierende und Absolventen in der Region zu halten. "Es muss alles getan werden, um junge Fachkräfte in der Region zu halten", so Sperber. Damit rannte er bei Landrat Löffler offene Türen ein. "Unsere Wirtschaft braucht diese Kräfte", weiß er. Insofern sei alles, was die Bildung fördere, nur zu begrüßen. "Wir wollen den Inhalt dieser Bildung auch explizit auf die Wirtschaft abstimmen." Es gelte, Vernetzungen und Querverbindungen zu fördern. "Deswegen haben wir auch die Technikerschule Waldmünchen mit ins Boot geholt."
Nach Abschluss des Umzuges der Kfz-Mechatroniker und Anlagenmechaniker nach Cham im Sommer 2017 werden in der Badstraße rund 750 Auszubildende in den Fachbereichen Elektrotechnik und Mechatronik lernen. Knapp 20 Studenten der Mechatronik zählt der Technologie Campus.
Von einer richtungsweisenden Entscheidung schwärmte auch Bürgermeistern Karin Bucher. Sie rief in diesem Zusammenhang nochmals die Schutt- und Kehrrichtberge in Erinnerung, die einst dort in den Himmel wuchsen, wo nun die "bayernweit modernste Berufsschule" steht. Besonders ihre Leistung bei der Integration junger Flüchtlinge würdigte Bucher.
Viel Lob für die intensive Vernetzung hatte auch Professor Peter Firsching, der akademische Leiter des Technologie Campus, für die Ehe der beiden Einrichtungen parat. "Es ist immer gut für ein Produkt, wenn sich Theoretiker und Praktiker von zwei Seiten nähern", lobte Firsching. Auch wenn er damit explizit nicht ausdrücken wollte, dass "Ingenieure zwei linke Hände haben". Bei aller Euphorie über die neue Kooperation besiegelt der Vertrag auch ganz praktische Dinge der Zusammenarbeit. Zum Beispiel, so Zistler, den Schließmechanismus. "Früher war das ein Riesen-Act, wenn jemand den Schlüssel für eine Einrichtung verloren hat, heute wird einfach ein Zwei-Euro-Chip neu programmiert und der verlorene aus dem System entfernt." Um im Bild der Ehe zu bleiben: Praktische Dinge wollen im Alltag eben auch geregelt sein.
Quelle: Chamer Zeitung vom 20.12.16