7.5.2014 |
In Teisnach wird die größte und modernste Optikmaschine der Welt gefertigt: Erster Teleskopspiegel fertig
Als die Technologiezentren in Bayern auf das Land zogen, hatte man Großes im Sinn: Arbeitsplätze schaffen, Zukunftsperspektiven kreieren – und nicht zuletzt auch Schlagzeilen zu produzieren. In Teisnach dürfte das alles gut gelungen sein. Neuester Beweis: Vergangene Woche wurde der erste Teleskopspiegel vorgestellt, der Teil des weltgrößten Sternenguckers werden soll.
Über ein Jahr haben Aufbau und Einstellung der größten und modernsten Optikmaschine der Welt (UPG 2000) in Anspruch genommen. Jetzt können Wissenschaftler am Technologiecampus Teisnach (TCT) im Rahmen des Projekts IFasO (Integrierte Fertigung asphärischer Optik) den nächsten großen Erfolg verbuchen. Die Fertigstellung des ersten einsatzfähigen Teleskopspiegels. Der Spiegel hat einen Durchmesser von 1,3 Metern und eine Genauigkeit von 65 Nanometer. Das entspricht einem 65-millionstel Millimeter. Er wird das Herzstück eines neuen Großteleskops des Teleskopherstellers „Astelco“.
Erleichterung bei den Machern
Projektleiter Lutz Küpper spürt jetzt vor allem Erleichterung, denn die Aufgabe war eine hohe Herausforderung: „Ich hätte niemals erwartet, Probleme mit denen sich andere seit Jahren befassen, einfach vom Tisch wischen zu können. Offengestanden habe ich damit gerechnet, dass wir sehr viel mehr Zeit benötigen, um unser Lehrgeld zu zahlen. Meine Erleichterung darüber, dass wir heute ein so gutes Ergebnis vorlegen können, ist daher riesengroß.“
Sämtliche Arbeitsschritte – Schleifen, Polieren und Messen – können durchgeführt werden, ohne dass der Spiegelrohling umgelagert werden muss. Die Zeitersparnis ist laut Küpper immens: „Vor uns liegen jetzt weitere zwei Jahre intensiver Entwicklungsarbeit. Wir streben nach einer Qualität, die wir sicher und vorhersagbar liefern können. Diese Grenze wird sich langsam nach oben verschieben, daran arbeiten wir.“ Dann wäre es laut Küpper durchaus vorstellbar, bis zu sechs Spiegel pro Jahr zu fertigen.
Gute Marktchancen für Teisnacher Betrieb
Hintergrund für das Projekt sind weltweite Produktionsengpässe der Hersteller für Teleskopspiegel und Wartezeiten von mehreren Jahren. Die Situation im Markt für Teleskopspiegel erlaube deshalb die Annahme, dass entsprechende Aufträge wahrscheinlich sind. Aus diesem Grund wurde bereits Ende 2012 die IFasO GmbH mit Projektleiter Lutz Küpper als Geschäftsführer gegründet. Er wird den jetzigen Weg in Teisnach fortsetzen und versuchen, sich mit dem Unternehmen am Markt für Spiegelsysteme zu etablieren.
Auch mit der ESO, die in Chile das größte Riesenteleskop der Welt (E-ELT) mit über 800 Einzelspiegeln plant, pflegt man laut Küpper weiter Kontakt und tauscht sich aus. Nachdem die ESO aber derzeit noch keine Aufträge vergibt, setzt Küpper momentan mehr auf die enge Zusammenarbeit mit einem vergleichsweise kleinen mittelständischen Teleskophersteller wie „Astelco“. Daraus ergäben sich erhebliche Vorteile für die eigene Weiterentwicklung.
Quelle: Wochenblatt vom 07. Mai 2014
Autor: Lothar Wandtner