Der Advent ist längst wieder vorüber. Advent – so viel habe ich aus meinem Lateinunterricht mitgenommen – bedeutet Ankunft. Ankunft in eine besinnliche Zeit, die Menschen, Freunde und Familie zusammenbringt. Entgegen diesem Motto lese ich immer häufiger die Worte: „Spaltung der Gesellschaft“. Die Menschheit bewege sich voneinander weg. Die Pandemie teile die Bevölkerung auf. Geimpft oder Ungeimpft. Ich glaube nicht, dass die Gesellschaft gespalten ist. Jedoch bin ich mir sicher, dass mittlerweile jede und jeder mindestens einmal eine unangenehme Diskussion über dieses Thema führen musste. Die Meinungen gehen teils stark auseinander. Alle werden zu Experten - sei es bei der Impfung oder den Maßnahmen. Solche Diskussionen können sehr anstrengend oder sogar enttäuschend sein, besonders unter Freunden oder im Kreis der Familie.
Was schief läuft
Häufig habe ich das Gefühl, im Vordergrund des Gesprächs steht nicht das Gespräch selbst. Nein, das Ziel eines solchen Gesprächs ist den Gegenüber davon zu überzeugen, dieselbe Haltung einzunehmen. Es interessiert nicht, was der Gesprächspartner eigentlich sagen möchte, welche Erfahrungen ihn zu seiner Einstellung bewegen oder wie sie sich in dieser Situation fühlt.
Fundament für Vertrauen
Für uns Physiotherapeuten spielt die Kommunikation eine große Rolle. Wie bedeutend sie für den Therapieerfolg ist, wurde mir in meiner Arbeit sehr schnell klar. Sie ist die grundlegende Bedingung dafür eine vertrauensvolle Beziehung zu Klientinnen und Klienten aufzubauen. Nur so ist es möglich, offen über Ängste und Sorgen zu sprechen. Jede unserer Maßnahmen baut darauf auf. Aber wie kann ich besser kommunizieren? Mit dieser Frage habe ich mich bald auseinandergesetzt und möchte hier mit euch ein paar Punkte teilen, die ich in meiner Arbeit schätzen gelernt habe.
Aktiv zuhören
Besondere Bedeutung besitzt das Zuhören. Ein gelungenes Gespräch zeichnet sich nicht dadurch aus, dass ich möglichst viel von mir selbst geteilt habe. Was wirklich zählt, ist mein Gegenüber zu verstehen. Dazu muss ich genügend Raum bieten, den eigenen Standpunkt offen mitteilen zu können. Anstatt mit verschränkten Armen da zu sitzen, zeige ich mich interessiert. Ich folge den Erzählungen aufmerksam. Meine offene Haltung fördert, dass mein Gegenüber aus sich herauskommen kann. Gestik und Mimik spiegeln den Versuch, die einzelnen Punkte zu verstehen und geben dem Gesprächspartner gleichzeitig Feedback.
Wertschätzung und Empathie – einander Verstehen
Die Perspektive der Gesprächspartnerin ist erstmal so zu akzeptieren. Seine oder ihre Meinung baut auf eigenen Erfahrungen. Diese Erfahrungen und vor allem die Tatsache, sie offen miteinander zu teilen, verdienen Wertschätzung. Das zeigen wir unserem Gegenüber mit unserem Verhalten, wie wir miteinander sprechen. Verbal und vor allem para- und nonverbal. Gerade wenn die Meinungen auseinander gehen, ist es nötig, sich zu bemühen, die Sichtweise des Gegenübers zu verstehen – Empathie zu zeigen. Empathie ist für mich das einfühlende Verstehen der persönlichen Bedeutung. Du versuchst dich in die Welt des anderen hineinzuversetzen. Du siehst die Dinge aus seiner Perspektive. Spürt der Gesprächspartner diese Offenheit, fällt es auch leichter über eigene Ansichten und Gefühle zu sprechen.
Learning by doing
All diese Punkte bilden ein gutes Fundament für ein offenes Gespräch. Es ist herausfordernd. Ich selbst lerne ständig dazu, Kommunikation noch besser zu gestalten. Doch wir haben stets die Chance von- oder miteinander zu lernen. Eine abschließende Regel fasst das sehr passend zusammen: „Assume the person you are listening to might know something you don’t.“ In diesem Sinne…
Julian Resch
Julian Resch ist seit 2019 examinierter Physiotherapeut. Er studiert seit 2018 Physiotherapie Dual mit Schwerpunkt Bewegungswissenschaften an der THD.